Interview mit Tom Bohli - Auf einen Kaffee mit Tom Bohli
Wir konnten Tom in seiner knappen Freizeit für ein Interview mit Giro Rückblick gewinnen:
VCE: Gratulation, Tom, dass du den Giro d'Italia 2019 geschafft hast.
Wie fühlst du dich zwei Tage nach dem Ende des Giro?
Tom: Eigentlich recht gut. Es hat sicher auch damit zu tun, dass ich den Giro geschafft habe. Aber in der ersten Woche mit der vielen Führungsarbeit war ich manchmal ziemlich erschöpft.
Ich habe dich öfters mit Führungsarbeit im Eurosport gesehen. Weisst du wieviel Kilometer du an der Spitze geführt hast?
Ja, Etliche. So ca. 350 Kilometer hauptsächlich in der ersten Woche.
Der Giro dauerte ja drei Wochen. Welche Woche war für dich die Strengste?
Das war Woche 2 natürlich schon mit der Müdigkeit von Woche 1.
Am Giro war es ziemlich regnerisch. Wie kamst du damit zurecht?
Regen geht ja noch. Dazu war es oft auch kalt. Nach Bergetappen hatte ich auch schon den "Kuhnagel" an Händen und Füssen.
Was war dein schlechtester Moment im Giro?
Das war die 4. Etappe. Nach vielen Führungskilometern verpasste ich an einem Aufstieg den Anschluss und war die letzten 60 Kilometer auf mich alleine gestellt.
Dein bester Moment im Giro?
Das Schlusszeitfahren. Ich konnte die vor mir gestarteten Fahrer überholen und fuhr als Erster in die Arena von Verona ein. Der Applaus war natürlich riesig. Zudem teilte mir das Management mit, dass ich die Tour de Suisse fahren darf. Für mich ein Kindertraum.
Hast du mal an die Aufgabe des Giro gedacht?
Nicht wirklich. Jedoch hatte ich auf der zweitletzten schweren Bergetappe Angst, dass ich mit der Gruppe den Kontrollschluss verpasse.
Ein Rennfahrer ohrfeigte einen Zuschauer, der ihn zu Fall gebracht hatte. Wie hast du die vielen Radsportfans erlebt?
Nur positiv. Die Stimmung mit den vielen Radsportfans fand ich grandios. Natürlich war unser Team mit den Tagen im rosa Leadertrikot auch unter besonderem Augenmerk.
Du fährst im UAE Team Emirates. Wie sieht die Team Bilanz im Giro aus?
Sehr gut. Wir holten einen Etappensieg und waren 10 Tage im rosa Leadertrikot. Die Stimmung im Team war auch sehr gut. Fünf der acht gestarteten Fahrer erreichten auch das Ziel in Verona.
Auf was hast du dich am meisten gefreut nach dem Giro Ende?
Auf meine bekannte Umgebung und Ausfahrten mit Freunden. Zudem bin ich froh, dass ich nicht mehr dauernd italienisch sprechen muss. Ich kann diese Sprache erst seit 3 Monaten und es ist halt unsere Teamsprache.
Drei Wochen Giro d'Italia und immer wieder andere Hotels. Deine Hotelbilanz?
Nicht wirklich gut. Bis auf vier Hotels war der Rest schlecht. Da wir aber einen eigenen Mannschaftskoch haben, der auch die Zutaten selber einkauft, war das Essen immer sehr gut. Was noch dazu kommt, dass man in schlechten Hotels nicht so gut schläft, was für die Erholung nicht gerade förderlich ist.
Du bist jetzt sechs Monate im UAE Team Emirates. Wie gefällt es dir im Team?
Sehr gut. Das Menschliche, die Herzlichkeit und der italienische Flair passen perfekt zu mir.
Wo fährst du die nächsten Rennen?
Eigentlich sollte es diese Woche nach Belgien gehen. Ich habe mich schon darauf eingestellt und weil dort meine Freundin wohnt, mich auch schon gefreut sie wieder zu sehen. Jetzt habe ich heute aber eine Rennänderung erhalten, was mir ein wenig mehr Erholung gibt als Vorbereitung für die Tour de Suisse. Deshalb fahre ich ein Rennen in Lugano und in Gippingen und dann geht’s am 15. Juni los mit der TdS. Darauf freue ich mich riesig und die Tour führt auch durch mein liebstes Trainingsgebiet.
Was ist dein Ziel im 2019?
Ganz klar erster World Tour Sieg!
Vielen Dank Tom für das tolle Gespräch und weiterhin viel Erfolg!
Als Nächstes wird er an der Tour de Suisse teilnehmen.
Am 19. und 20. Juni führt die Tour de Suisse auch durch unser Gebiet.
Wir wünschen Tom Bohli viel Erfolg und freuen uns ihn mal in der Nähe anzufeuern.